Diese Sammlung von Hilaire Bellocs wunderbar makaberen und doch leichtfüßigen Versen spricht das innere Kind in uns allen an. Hier treffen sich die gemeinsten der wohlsituierten Kinder, die Belloc nur allzu gern für ihre Laster und Dummheiten bestraft – zum Beispiel Rebecca »mit der es ein schlimmes Ende nahm, weil sie immer mit Türen schlug«, Jim, »der, weil er seinem Kindermädchen davonlief, von einem Löwen gefressen wurde« oder Matilda, »die verbrannte, weil sie immer log«.
Ausgewählt und nachgedichtet von Hans Magnus Enzensberger, stammen diese »fünfzehn erbaulichen Geschichten zur Warnung vor den schlimmen Folgen jugendlichen Überschwangs« aus Bellocs Cautionary Tales for Children von 1907 und den New Cautionary Tales von 1930. Ursprünglich als Satiren auf die ernste Victorianische Poesie angelegt, aber schließlich zur Erziehung, moralischen Ertüchtigung und ganz bestimmt zum Angst und Bange machen, in zahllosen Kinderzimmern vorgelesen, wurden Hilaire Bellocs Verse in England zum Klassiker und ebenso populär wie bei uns die Geschichten von Wilhelm Busch.
Hilaire Belloc, 1870 bis 1953, war ein britischer Schriftsteller, Historiker und Politiker. Er besuchte die Schule in England und studierte Geschichte an der Oxford University. Danach arbeitete Belloc als Journalist, Redner, Parlamentsmitglied, hauptsächlich aber als freier Autor. 1896 erschien Verses and Sonnets, das erste seiner etwa 150 Bücher – Gedichte, Romane, Biografien, Schriften zur Geschichte und Politik. Belloc war eine paradoxe und umstrittene Persönlichkeit: streng gläubiger Katholik und polemischer Liberaler, loyaler Monarchist und stolzer Europäer, Sozialkritiker und ein Reaktionär, der mit seiner antisemitischen Haltung Anstoß erregte. Er war gegen Hitler und gegen den britischen Kolonialismus, und er verachtete die High Society, die er immer wieder persiflierte. Noch heute ist Belloc berühmt für seine Reisebeschreibungen und seine humoristischen Gedichte wie Ladies and Gentlemen (1932).