Das bekannte Märchen von der Prinzessin, die sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel sticht und in einen 100-jährigen Schlaf fällt, ist 1971 in den Babelsberger DEFA-Studios neu verfilmt worden. Der Märchenfilm besticht sehr durch seine Nähe zur Originalvorlage sowie durch große Originalität.\nAnlässlich der Geburt der Prinzessin Rosalinde geben die Eltern ein großes Fest. Da nur zwölf goldene Teller für die dreizehn Feen vorhanden sind, können nicht alle bewirtet werden, die erwartet werden, um dem Königskind gute Gaben auf den Lebensweg mitzugeben. Die Königin und der Hofmarschall scheuen sich, dem Plan des Königs zu folgen, die Fee des Fleißes nicht einzuladen. Und an dieser Stelle verlässt der Film die Wiedergabe der schematischen Märchenhandlung und motiviert die folgenden Geschehnisse. Nebenbei beantwortet Dornroeschen geschickt Fragen, welche sich aus der Buchlektüre ergeben, was das Filmverständnis erleichtert.\n\nDem Prinzen, der Rosalinde erlösen wird, kommt in dieser Fassung eine größere Rolle zu. Anstatt einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort aufzutauchen, wie es dem Prinzen in der Buchvorlage zukommt, muss er sich und seine Liebe beweisen. Die Fee des Fleißes prüft auf seinem Weg zum Schloss, ob er klug, gerecht und treu ist, Eigenschaften, die er als Ehemann und künftiger König besitzen sollte. Ohne den Märchenton der Vorlage zu verlassen, gelingt es dem Film, den Figuren Charakter zu geben und damit Brüche der Märchenhandlung, die heutigen Zuschauern auffallen mögen, zu erklären. Der Konflikt um die Achtung der Arbeit und des Fleißes gibt dem Märchen eine zusätzliche Moral, mit der sich seine Zuschauer wahrscheinlich eher identifizieren können. Gleichzeitig wird das Arbeitsethos überaus stark betont, was für den erwachsenen Zuschauern durchaus nervig sein kann. Die Innenaufnahmen erinnern noch deutlich an Theaterkulissen, sonst ist der Film hübsch und reichlich ausgestattet, wie es sich fürs Märchenland gehört. Eine kleine Besonderheit zum Schluss: Dies ist einer der wenigen Filme, die nicht auf das bekannte Kinderlied zurückgreifen, sondern in dem ein neues Dornröschenlied gesungen wird. --Christina Kalkuhl